Erfahrungsbericht zur Kundgebung „Initiative gegen Islamismus“

Wir möchten die Veranstaltungen am Freitag zum Anlass nehmen, das Geschehene noch einmal auszuwerten und auch zukünftig die Debatte in Leipzig zu Islamkritik und Islamfeindlichkeit fortzuführen.

Um mit einem – sich zum populären Selbstläufer entwickelten – Missverständnis aufzuräumen:

Uns ging und geht es konkret darum, solidarisch mit Muslim_Innen zu sein, die ihren religiösen Glauben frei und selbstbestimmt ausüben wollen.

Die Moschee stellt dafür regelmäßig den Ort der Religionsausübung dar. Auch die Al-Rahman-Moschee bedient diese Funktion, unabhängig möglicher salafistischer Bestrebungen durch Imam oder Gemeinde. Regelmäßig stellt sie für viele Gläubige die einzige Moschee in Leipzig dar, ihre Glaubensrichtung des Islams auszuüben und wird aus Mangel an Alternativen daher von Gläubigen genutzt. Uns war es deshalb wichtig, Menschen, die diese Moschee aus religiösen Gründen aufsuchen, Raum zu geben.

Demgegenüber lehnen wir die politische Instrumentalisierung des Islams durch Einzelne, islamistische Verbände oder Gemeinden ab. Auch wir stehen für eine öffentliche und freie Debatte über die Gefahren des Islamismus und Möglichkeiten der Prävention und Deradikalisierung.

Wir sehen es jedoch kritisch, wenn verallgemeinernd vom Islam als

„größtem Integrationshindernis“ gesprochen wird, wenn gesagt wird, dass der „praktizierende Alltagsislam die zivilen Errungenschaften mit Füßen tritt“ und wenn durch die Benennung von ca. 1000 Menschen, die mittlerweile zum Freitagsgebet kommen, der Eindruck entsteht, dass all diese Menschen potentielle bzw. zukünftige Gefährder_Innen unserer Demokratie darstellen könnten. Hier wird ein Bild konstruiert, welches alle Muslim_Innen stigmatisiert und damit letztlich zu einer Diskriminierung ihrer führt.

Ein Transparent mit der Aufschrift „Go Haram“ vor einem muslimischen Gotteshaus zu entrollen, stellt für uns keine sinnvolle Form der Auseinandersetzung mit Islamismus dar. Eher bestärkt diese Aktion diejenigen Radikalen, die aufgrund von Ablehnungen eine weitere Abschottung von der Mehrheitsgesellschaft fordern. Solcherart Provokationen sehen wir als kontraproduktiv für gelingende Integration religiöser Minderheiten.

Beispielhaft berichtete uns gestern auch ein Besucher der Moschee, dass er erst durch die Initiative gegen Islamismus von der Moschee erfahren habe, und der Möglichkeit, dort beten zu gehen. Er kam zu unserem Infostand und fragte uns: Sei er jetzt radikalisiert, weil er dort beten geht? Hat ihn die Initiative radikalisiert, weil er ohne diese nichts von der Moschee wusste? Soll er also diesem konstruierten Bild entsprechen?

Hier muss die Debatte der Differenzierung zwischen Islamkritik und Islamfeindlichkeit ansetzen. Wir werden daher Anfang nächsten Jahres Veranstaltungen hierzu durchführen und sehen einer konstruktiven Kritik (auch ggü. unserer Ansicht) entgegen, ohne auf die Füße anderer zu spucken.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du dich damit einverstanden.

Akzeptieren